Nur selten noch bricht das ursprüngliche, bestialische Monster durch, zu beobachten zum Beispiel bei dem gewaltigen Rabatz, den Teckel in einer Schliefanlage vor dem Fuchs zu veranstalten pflegen. Das alptraumhafte „Aufhocken“ seines Werdackels kann jeder Teckelfreund erleben, wenn sein allenfalls 10kg leichter Dackel auf der Bettdecke gegen Mitternacht mit zentnerschwerer Last seinen Menschen zur Regungslosigkeit verurteilt, begleitet von schauerlichen Seufzern und Schnarchgeräuschen.
In den Bereich des Aberglaubens hingegen gehört die verbreitete Vorstellung, so mancher verblichene menschliche Zeitgenosse werde ausgerechnet als Dackel wiedergeboren. Denn dieses seltene Privileg käme lediglich für nur wenige, charakterlich untadelige Zweibeiner in Frage, welche jedoch im Himmel bekanntlich vorrangige Verpflichtungen zu erfüllen haben.
Das mit Abstand herausragende Erfolgsgeheimnis unseres Werdackels ist dagegen sein sprichwörtlicher Dackelblick, mit dem er uns nach Belieben manipuliert, ja völlige Willenlosigkeit bewirken kann.
- Paradox ist, dass wir genau das ja sogar noch prima finden!
DER WERWOLF
Ein Werwolf eines Nachts entwich
Von Weib und Kind und sich begab
An eines Dorfschullehrers Grab
Und bat ihn: „Bitte beuge mich!“ Der Dorfschulmeister stieg herauf
Auf seines Blechschilds Messingknauf
Und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
Geduldig kreuzte vor dem Toten:
„Der Werwolf“, sprach der gute Mann,
„Des Weswolfs, Genitiv sodann,
Dem Wemwolf, Dativ, wie man`s nennt,
Den Wenwolf, - damit hat`s ein End.“ Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
Er rollte seine Augenbälle.
„Indessen“, bat er, „füge doch
Zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!“
Der Dorfschullehrer aber musste
Gestehn, dass er von ihr nichts wusste.
Zwar Wölfe gäb`s in großer Schar,
Doch „Wer“ gäb`s nur im Singular. Der Wolf erhob sich tränenblind -
Er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
So schied er dankend und ergeben.
Christian Morgenstern
Bis dahin, herzlichst,
Euer Waldi
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